Warum eine Junglehrerin Verbeamtung und NRW für die Schulstiftung den Rücken kehrt
Hier übernahm sie gleich einen Leistungskurs in Deutsch, in Nordrhein-Westfalen hätte sie sich von einem Dreimonatsvertrag zum nächsten gehangelt – als Vertretungslehrkraft. Vera Jathe strahlt übers ganze Gesicht, wenn die 28-jährige von „ihrer“ jetzigen Schule berichtet. Seit etwa einem Jahr lehrt die Westfälin an der Evangelischen Schule Schönefeld Geografie und Deutsch, in den Klassen sieben bis zwölf. In diesem Jahr führt Jathe ihre ersten Schüler*innen durch das Abitur.
„Hier habe ich Freiheit, Sicherheit und kann kreativ sein“, meint Jathe. „Und Unterstützung erhalte ich auch von allen Seiten – vom Hausmeister, der Sekretärin, über die Kolleg*innen bis zur Schulleiterin. Auch meine Schüler*innen haben mir den Einstieg leicht gemacht.“ Dabei war dieser durchaus herausfordernd. Schließlich hat Brandenburg ganz andere Lehrpläne und Notenvergabe-Richtlinien als NRW. „Da musste ich am Anfang sehr viel nachlesen, aber alle haben mir geholfen und auch ungefragt Material zugeschickt“, das habe ihr den Beginn sehr erleichtert.
Ursprünglich machte Jathe ihr Referendariat an einer staatlichen Schule in Rheda-Wiedenbrück. „Das war eine fünfzügige Schule mit mehr als 1.000 Schüler*innen in Nordrhein-Westfalen.“ Selbst nach eineinhalb Jahren Referendariat habe sie da nur eine Handvoll der über 100 Kolleg*innen wirklich gekannt. Das ist in Schönefeld anders: „Nach nur einer Woche kannte ich das ganze Kollegium und habe mit einigen bereits meine Freizeit verbracht.“ Das ist hier sehr familiär und alle sind so offen und freundlich, auch die Schüler*innen, meint Jathe.
Doch was unterscheidet ihre Arbeit im staatlichen Schulwesen am meisten von der im freien-evangelischen der Schulstiftung? „Hier habe ich sehr große Freiräume und kann kreativ werden. Ich kann beispielsweise jede zweite Prüfung im Fach Deutsch bis zur Oberstufe durch eine andere Leistung ersetzen. In einer meiner Klassen habe ich, statt eine Klausur zu schreiben, meine Schüler*innen gebeten, einen Podcast zu erstellen. Solche Freiheiten hatte ich in NRW nicht“, schwärmt Jathe.
Und noch ein Punkt fällt der Lehrerin ein: „Die Vielfalt der Schulen des Trägers ist ein großer Vorteil. In NRW hätte ich mich mit der Verbeamtung auf Anhieb auf eine bestimmte Schule festlegen müssen und wäre dort auch erst einmal gebunden gewesen. Hier kann ich mich unter 35 Schulen der Evangelischen Schulstiftung in der EKBO entscheiden und wenn ich möchte auch dorthin wechseln. Das ist für mich Sicherheit!“
Doch wie kommt eine Westfälin ausgerechnet auf die Schulstiftung? „Der Schulreferent Björn Nölte hat bei uns eine Fortbildung für „Zeitgemäße Prüfungskultur“ gegeben und ich habe teilgenommen. In der Pause kamen wir dann ins Gespräch.“ Björn Nölte habe dann den Kontakt zu fünf Schulen hergestellt, und sie habe sich alle ansehen können. Aber Schönefeld habe ihr von Anfang an am besten gefallen. „Da habe ich schon im Bewerbungsgespräch zugesagt“, meint Jathe.
Und so schnell wird die Lehrerin auch nicht wechseln, auch wenn sie könnte. „Hier gefällt es mir richtig gut. Die Umgebung ist grün und ländlich, die Schule klein und alle sind so höflich und hilfsbereit. Da kennt jeder jeden.“ Auch zu den Schüler*innen sei der Kontakt sehr eng und gut. „Das erleichtert mir meine Tätigkeit als Vertrauenslehrerin. Dadurch kann ich den Schüler*innen viel besser helfen“, erklärt sie.
Doch nicht mit allem ist die Junglehrerin zufrieden: „Ich wünsche mir noch mehr Gestaltungsfreiraum, insbesondere beim Abitur.“ Denn dies sei schon lange nicht mehr zeitgemäß. „Und ich hätte gerne mehr Zeit für die Projekte, die wir hier noch alle umsetzen wollen“, meint Jathe lachend. Als nächstes freut sie sich allerdings auf den „FREI DAY“, einem Tag an dem die Schüler*innen außerhalb der Schule lernen sollen. „Das möchte ich als nächstes umsetzen! Beim FREI DAY lernen die Schüler*innen nach dem Lehrplan, nur eben anders, an verschiedenen Orten.“ Besonders schätzt sie an der Schulstiftung den Mut neue Wege zu gehen und innovative Projekte umzusetzen.
Doch die größte Stärke der Stiftung sei ihre Vielfalt, erklärt Jathe: „Lehrer*innen sind verschieden, haben eine ganz eigene Persönlichkeit. Hier kann jeder und jede die richtige Schule für sich finden und sich entfalten!“ Auch wenn es noch viel zu tun gebe und Schule an vielen Stellen noch zeitgemäßer werden dürfe – für Jathe fühlt es sich hier gut an: “Ich habe das Gefühl, genau richtig bei der Schulstiftung zu sein – mit der passenden Unterstützung, einem offenen Kollegium und der Möglichkeit, Schule gemeinsam in Richtung Zukunft zu gestalten.”