Evangelische Schulstiftung in der EKBO

Inklusion

Jeder Mensch ist wichtig. Jeder Mensch ist einmalig. Alle sind willkommen.

Dieser Gedanke beschreibt seit jeher die Haltung, die Wurzeln des evangelischen Werteverständnisses und den christlichen Auftrag aller Schulen der Evangelischen Schulstiftung in der EKBO. Die Wertschätzung des Lebens und Lernens im Sinne des Evangeliums verstehen die Evangelischen Schulen als zentrale Aufgabe. Die Pädagog*innen beziehen den Aspekt des interkulturellen und interreligiösen Lebens in den Schulalltag ein. So erfahren die Schülerinnen die christliche Gemeinschaft in ökumenischer Offenheit. Die Einbeziehung religiöser und ethischer Fragen stellt sich als Querschnittsaufgabe für alle schulischen Bereiche dar, Verfügungswissen und Orientierungswissen werden auf diese Weise miteinander verknüpft.

Diese Leitgedanken bilden die Grundlage für die Auseinandersetzung mit dem Thema Inklusion. Inklusion bedeutet, dass in Erziehung und Bildung Barrieren für Lernen und Teilhabe aller Schüler*innen, mit und ohne besondere Unterstützungsbedarfe, abgebaut werden. Inklusion bedeutet vor allem, dass Schule für alle Schülerinnen individuelle Wege und Unterstützung erlaubt und ermöglicht. Dieser Ansatz versteht Erziehung und Bildung als einen Aspekt von Inklusion in der Gesellschaft. Inklusion möchte Sichtweisen verändern, um die Individualität von Schüler*innen nicht als Problem zu betrachten, sondern als Chance für ein gemeinsames Lernen.

Der „INDEX für Inklusion“ dient als wichtigstes Instrument für den Prozess einer inklusiven Schulentwicklung und wird von allen Schulen genutzt, um ihre Schulprogramme nach inklusiven Gesichtspunkten zu überprüfen und fortzuschreiben. Die Einsetzung eines INDEX-Teams an jeder Schule, bestehend aus drei Pädagog*innen, war von Beginn an ein tragender Baustein auf dem inklusiven Weg. Regelmäßige Austauschtreffen mit allen INDEX-Teams aus den Berliner und Brandenburger Schulen stellen ebenfalls einen wichtigen Meilenstein in der Entwicklung der letzten Jahre dar. Bei diesen Treffen werden thematische Impulse mit konkreten Fragestellungen aus den einzelnen Indikatoren des „INDEX für Inklusion“ verknüpft und mit den Bedürfnissen der jeweiligen Schule in Verbindung gesetzt.

Austausch zu Index-Fragen

Die Erfahrungen aus den regelmäßigen Austauschrunden der INDEX-Teams offenbarten das Bedürfnis nach Vernetzung aller pädagogischer Professionen. Daher sind die Netzwerktreffen der Sonderpädagog*innen und Beratungslehrer*innen, Schulsozialarbeiter*innen und Integrationserzieher*innen zu einem festen Bestandteil in den Jahresplanungen der Schulen geworden. Abgerundet wird dieser intensive und schulübergreifende Austausch zu allgemeinen Themen wie beispielsweise dem Kinderschutz, schulinternen Beratungsstruktu­ren oder der Arbeit in multiprofessionellen Teams mit einem Treffen aller an den Schulen beratend tätigen Berufsgruppen.

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Aktionstag | Schule ohne Grenzen | MeTA-Zeit | Diversity | Gemeindearbeit

Aktionstag für Inklusion

Seit 1992 lenkt am 5.Mai ein europäischer Protesttag die Aufmerksamkeit auf die Gleichstellung von Menschen mit Behinderung. In vielen europäischen Ländern finden an diesem Tag kreative und öffentlichkeitswirksame Aktionen statt.
Die Evangelische Schulstiftung in der EKBO nimmt diesen Tag als Anlass, im Rahmen eines Aktionstages FÜR Inklusion innerhalb der Schulgemeinschaften dieses Thema bewusst zu reflektieren.

Schule ohne Grenzen

Ein inklusives Modellprojekt an der Evangelischen Schule Spandau
Die Schule ohne Grenzen ist ein Projekt unserer Evangelischen Schule Spandau, einer Grund- und Integrierten Sekundarschule, und der August-Hermann-Francke-Schule, einem Förderzentrum der Johannesstift Diakonie gAG für Schüler*innen mit dem Förderbedarf „Geistige Entwicklung“ und „Körperlich-motorische Entwicklung“, darunter auch Kinder mit schwerer mehrfacher Behinderung. Es geht bei der Schule ohne Grenzen um einen barrierefreien Ort, der allen Kindern ungehindertes Lernen ermöglicht. So unterstützt ein Neubau mit einem eigens entwickelten Raumkonzept die pädagogische Arbeit. Die Johannesstift Diakonie baut dieses lang ersehnte Haus. Im August 2021 werden Schülerinnen und Pädagog*innen den neuen Lernort in Besitz nehmen.

Die Pädagog*innen beider Schulen verfügen über langjährige Erfahrungen in der inklusiven Arbeit. Sie begannen vor rund 20 Jahren mit gemeinsamen Theater- und Sportprojekten, gefolgt von kollegienübergreifenden Arbeitsgruppen, aus denen 2013 der Arbeitskreis Inklusion entstand. Inzwischen planen die Kolleginnen gemeinsamen Unterricht, fachliche und thematische Projekte. Lerngruppen besuchen sich gegenseitig, Feste und Höhepunkte des Schul- und Kirchenjahres werden gemeinsam begangen.

In der Schule ohne Grenzen lernen jeweils eine Klasse der August-Hermann-Francke-Schule und der Evangelischen Schule Spandau als Partnerklassen zusammen. Dabei verfügt jede Klasse über einen eigenen Klassenraum, der verbunden ist durch einen Inklusionsraum, der das gemeinsame Lernen unterstützt. In den Teams, die die Schüler*innen unterrichten, arbeiten Lehrkräfte, Sonderpädagog*innen, Pädagogische Unterrichtshilfen und Betreuer*innen multiprofessionell zusammen.

In der Umsetzung des pädagogischen Konzeptes entwickeln die Pädagog*innen den Unterricht kontinuierlich weiter, erproben neue Unterrichtskonzepte, die sie stets an die Bedürfnisse der jeweiligen Lerngruppen anpassen. Neben der individuellen kognitiven Förderung der Lernenden ist ihnen die Ausprägung sozialer Kompetenzen wie Teamfähigkeit, Konfliktfähigkeit und Toleranz wichtig.

Die lange Vorlaufzeit des Projekts hat beiden Kollegien die Möglichkeit gegeben, sich intensiv kennenzulernen und ihre Zusammenarbeit schrittweise zu entwickeln. Sie haben sich aktiv für die inklusive Schulentwicklung engagiert und sie in ihrem Rhythmus vorangetrieben. Auch Pädagog*innen, die nicht unmittelbar im System der Partnerklassen beteiligt sind, engagieren sich im inklusiven Schulprojekt und arbeiten im Rahmen ihrer Möglichkeiten an der Realisierung geplanter Klassenprojekte. Beide Kollegien bilden sich intensiv fort, so nahmen sie an Montessori-Kursen und Qualifizierungen zur gewaltfreien Kommunikation teil und arbeiteten in Workshops zur Teambildung. Auf gemeinsamen Studientagen und Konferenzen entwickeln sie die organisatorische und inhaltliche Gestaltung der Schule ohne Grenzen weiter.

Das Projekt der Schule ohne Grenzen ist nicht statisch. Die Pädagog*innen erproben immer wieder Neues, um ihren Schüler*innen ungehindertes Lernen zu ermöglichen. Sie verstehen sich als lernende Organisation und sie freuen sich sehr auf die Inbesitznahme des neuen Lernortes mit ihren Schüler*innen im August 2021.

MeTA-Zeit

Pro Tag sollte sich ein Kind täglich mindestens 60 Minuten bewegen, um gesund und vital aufzuwachsen. Das trifft nur auf weniger als ein Drittel aller Heranwachsenden zu. Stattdessen sitzen 60 Prozent der Jungen und 50 Prozent der Mädchen täglich mindestens drei Stunden vor dem Bildschirm. Das Resultat sind Grundschüler*innen mit Konzentrationsschwierigkeiten, Stresssymptomen, Kopf- und Rückenschmerzen, Übergewicht und Bewegungsdefiziten. Schule kann nicht alles abfangen, aber durchaus vermitteln, wie Kinder sich selbst und ihre Bedürfnisse umfangreich wahrnehmen können und schließlich lernen täglich besser für sich zu sorgen.

MeTAzeit für mehr Bewegung und Vitalität in der Schule

Eine „MeTAzeit“ dauert etwa acht Minuten und wird jeden Schultag mindestens drei Mal gemeinsam in der Klasse durchgeführt. Morgens als Start in den Tag, nach dem Mittagsessen und als Abschluss des Unterrichtstages. So ergeben sich jeden Tag etwa 30 Minuten mehr Bewegung und Achtsamkeit!

Auf die jeweilige Situation abgestimmt, bieten die Pädagog*innen den Kindern Bewegung, Ruhe und Achtsamkeit oder Atemübungen an. Darüber hinaus können die Übungen auch während des Unterrichts oder nach längeren Pausen genutzt werden, um die Schüler*innen zu mobilisieren, zu entspannen oder um ihre Konzentration oder Kreativität zu fördern.

Damit Kinder ihre Talente kennenlernen und entwickeln können, brauchen sie Zeit für Reflexion und Innenschau.
Mehr Bewegung im Schulalltag hilft Kindern die Anspannung im Kopf auszugleichen, neue Kraft zu schöpfen und sich selbst bewusst zu sein.
Diversity

Vielfalt, Sexualität, Gender-Identität: In den Schulen sind diese Themen oft mit Vorurteilen belegt, machen Angst oder finden offiziell nicht statt. Das wollen wir ändern. Weil unsere Schüler*innen sich das wünschen. Und wir das gut finden.

Seit 2017 veranstaltet die Evangelische Schulstiftung in der EKBO die „Fachtage Diversity“ als gemeinsames Fortbildungsangebot für Pädagoginnen, Schüler*innen und Eltern. Schnell stellte sich dabei heraus, dass Schülerinnen ganz andere Bedürfnisse und Anforderungen an die Themen Liebe, Sexualität und Vielfalt haben, als ihre Lehrer*innen es erwartet hätten. Aus dieser Erkenntnis resultierte zum einen die Studie „Bunt. Lieben. Leben.“ (2019), die in Kooperation mit der Boston Consulting Group (BCG) durchgeführt wurde. Zum anderen entwickelte die Evangelische Schulstiftung in der EKBO gemeinsam mit der BCG für ihre mehr als 10.000 Schülerinnen und 1.300 Pädagog*innen eine Diversity-Strategie. Sie folgte damit dem von fast zwei Dritteln der befragten Schüler*innen in Berlin und Brandenburg geäußerten Wunsch, die Themen Liebe, Sexualität und Vielfalt im Unterricht präsenter zu machen.

Studie „Bunt.Lieben.Leben“_

„Vielfalt ist Teil unserer Lebensrealität und ihre Wertschätzung Botschaft unseres evangelischen Glaubens“, so Frank Olie, Vorstandsvorsitzender der Evangelischen Schulstiftung in der EKBO. Die Diversity-Strategie dient der Sichtbarmachung von Vielfalt im Schulalltag. Die Evangelische Schulstiftung in der EKBO nimmt damit deutschlandweit eine Vorreiterrolle im Schulsystem ein.

Gemeindearbeit

Kirche inklusiv gehört in die Schule und Schule inklusiv gehört in die Kirche. Beides gehört unter Gottes weitem Ja einfach zusammen! Die ideenreichen Kooperationen der Evangelischen Schulen im Kiez stehen genau dafür. Jeder Schritt beginnt mit Haltung, Lust und Liebe, Vertrauen und Hoffnung. So macht „Inklusiv“ Schule in Kirche und Gesellschaft. Danke, liebe Engagierte!

Dr. Christina-Maria Bammel, Pröpstin der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-Schlesische Oberlausitz

Für uns ist Inklusion eine bestimmte Haltung. Unsere Werte sind auf dem christlichen Menschenbild gegründet, jeder ist für uns einmalig, darum möchten wir allen Kindern eine umfassende Bildung und christliche Gemeinschaft ermöglichen.

Vorstandsvorsitzender der Ev. Schulstiftung Frank Olie
Inklusionsbericht 2016
Inklusionsbericht 2021

Unsere Inklusionsbeauftragten zur Inklusion

„In der Vielseitigkeit liegt die Faszination des Einzigartigen.“

Inklusion verstehen wir als eine wertschätzende, respektvolle und dem christlichen Menschenbild verbundene Haltung gegenüber allen Menschen im schulischen und gesellschaftlichen Kontext. Daher war es uns von Beginn an ein besonderes Bedürfnis, allen beteiligten Personen an unseren Schulen die Möglichkeit zu geben, ihren individuellen  Entwicklungsprozess selbstständig zu gestalten. Unsere Aufgabe besteht darin, die einzelnen Schritte der Schulen den Rahmenbedingungen der verschiedenen Schulformen und Länder entsprechend beratend zu begleiten und unterstützende, tragfähige Netzwerke zu implementieren.

Wir möchten auf diese Weise den länderübergreifenden Bildungsverbund der Stiftung im inklusiven Sinne ausgestalten.

Sabine Hüttig

Sabine Hüttig studierte an der Humboldt-Universität zu Berlin Lehramt an Sonderschulen. Sie absolvierte ihr Referendariat an einem Förderzentrum mit dem Schwerpunkt körperlich-motorische Entwicklung.

Seit 2006 ist sie bei der Evangelischen Schulstiftung in der EKBO beschäftigt und unterstützte neben ihrer regulären und sonderschulpädagogischen Tätigkeit im Grundschullehramt zunächst die Evangelische Schule Pankow maßgeblich bei der Entwicklung und dem Aufbau inklusiver Strukturen. Diesen Interessenschwerpunkt vertiefte sie nach der Ernennung zur Inklusionsbeauftragten der Evangelischen Schulstiftung im Jahr 2012, indem sie ihr Beratungs- und Unterstützungsangebot auch auf die übrigen Schulen der Stiftungsgemeinschaft ausdehnte.

Parallel erwarb sie an der Bundesakademie für Kirche und Diakonie (BAKD) Qualifikationen als Beratungslehrerin an evangelischen Schulen (2013) und im Inklusionsmanagement und der Inklusionsberatung (2019). Seit 2020 ist Sabine Hüttig hauptamtlich als Inklusionsbeauftragte der Evangelischen Schulstiftung bei der EKBO tätig.

Claudia Edelblut-Schöne

Claudia Edelblut-Schöne studierte an der Johann-von-Goethe-Universität in Frankfurt am Main Grundschulpädagogik sowie Diplompädagogik für Erwachsenenbildung. Nach ihrem Referendariat in Berlin unterrichtete sie in unterschiedlichen Schulformen. Ihre Diplome als Montessori-Pädagogin und Integrative Lerntherapeutin erwiesen sich dabei als gewinnbringend.

2005 erwarb sie das Staatsexamen als Sonderschullehrerin an der Humboldt-Universität zu Berlin. Seit 2009 arbeitete sie sowohl an Schulen der Evangelischen Schulstiftung in der EKBO als auch an Schulen der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie in verschiedenen inklusiven Kontexten.

Seit der Ernennung zur Inklusionsbeauftragten der Evangelischen Schulstiftung in der EKBO im Jahr 2012 konzentrierte sie ihr Engagement ausschließlich auf die Schulen der Stiftungsgemeinschaft.

Claudia Edelblut-Schöne ergänzte ihre Qualifikation als systemische Beraterin (2011) mit dem Abschluss der Weiterbildung im Inklusionsmanagement und Inklusionsberatung (2019) an der Bundesakademie für Kirche und Diakonie (BAKD). Seit 2020 liegt ihr Aufgabenfeld hauptamtlich in der Tätigkeit als Inklusionsbeauftragte.