Familienorientierung bei der Evangelischen Schulstiftung in der EKBO

Ob mobiles Arbeiten für die Mitarbeiter*innen der Geschäftsstelle oder Sabbatjahr für Lehrer*innen – die Evangelische Schulstiftung in der EKBO macht die nächsten Schritte hin zu einer besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Es ist schon einiges erreicht, das nächste Ziel ist nun der Erwerb des Evangelischen Gütesiegels „Familienorientiertes Unternehmen“.

Diese Auszeichnung verleiht die Diakonie Deutschland in Zusammenarbeit mit der EKD seit vielen Jahren an kirchliche und diakonische Arbeitgeber*innen. Dazu müssen die Bewerber*innen ihre Personalpolitik mit familienfreundlichen Maßnahmen weiterentwickeln.

Die Evangelische Schulstiftung in der EKBO bereitet sich bereits seit September 2021 in einer Arbeitsgemeinschaft darauf vor. Die sieben Mitglieder stammen aus unterschiedlichen Berufsfeldern und Vertreter*innen der GMAV, Schule und Geschäftsstelle. Aufgabe dieser AG ist es, bereits vorhandene Maßnahmen zu identifizieren, neue Möglichkeiten zu erarbeiten und in einem stetigen Prozess zu evaluieren.

Die Beauftragte der Evangelischen Schulstiftung für Arbeits- und Gesundheitsschutz, Regina Klusmann, erklärt: „Eine familienfreundliche Unternehmenskultur und Arbeitsorganisation ist schon immer ein wichtiger Bestandteil der eigenen Zufriedenheit, im beruflichen und privaten Sinne. Familie wirkt wie ein Stabilisator, der erdet und Halt gibt.“ Dazu wolle der Träger auch den Begriff „Familie“ neu definieren. Klusmann meint: „Wer gehört zu der Familie? Es sind schon lange nicht mehr nur Eltern und Kinder.“ Insgesamt wolle man die Arbeitszufriedenheit erhöhen, durch Stärkung bestehender und Entwicklung neuer Maßnahmen.

Dazu gehöre auch die Vereinbarkeit von pflegenden Mitarbeiter*innen, die ihre Angehörigen selber versorgen und pflegen. Ein Beispiel dafür ist der stellvertretende Leiter der Bauabteilung der Evangelischen Schulstiftung in der EKBO, Jochen Springborn, der bereits seit 20 Jahren seine schwerkranke Frau zu Hause pflegt. Springborn bekam 2022 für sein soziales Engagement den Berliner Pflegebären verliehen. Seitdem ist er ein gern gesehener Gesprächsgast in Talkshows. In der Sendung „Hart aber fair“ hatte er die Gelegenheit mit Gesundheitsminister Karl Lauterbach über die notwendig gewordene Pflegereform ins Gespräch zu kommen. Daraufhin erging eine persönliche Einladung an Springborn von Lauterbach, um gemeinsam mit ihm im Gesundheitsministerium seine Probleme und Lösungsvorschläge zu diskutieren. Auch die Diakonie Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz bat ihn auf das Podium zu einer Diskussionsrunde unter dem Motto „Fünf nach Zwölf“ am Tag der Pflege.

Jochen Sprinborn bei der Verleihung des Berliner Pflegebären 2022 zusammen mit der damaligen Berliner Bürgermeisterin Franziska Giffey.
Foto: Christoph Eckelt

Jochen Springborn erklärt: „In Deutschland gibt es rund 8 Millionen pflegende Angehörige. Wir sind damit der größte Pflegedienst Deutschlands und pflegen über 80 Prozent der Pflegebedürftigen zu Hause. 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche, 365 Tage im Jahr. Die Schicht ist nie zu Ende und es kommt auch keine Ablösung.“

Die Reform hat die Pflegekosten derart erhöht, dass Springborn einen Teil der Pflege selbst übernehmen musste. Auf diese Problematik reagiert sein Arbeitgeber, die Evangelische Schulstiftung in der EKBO, mit einem familien- und pflegefreundlichen Modell.

Der Vorstandsvorsitzende der Evangelische Schulstiftung in der EKBO, Frank Olie, unterstützt Jochen Springborn mit flexiblen Arbeitszeiten und der Möglichkeit von zu Hause zu arbeiten. Frank Olie erklärt: „Familie ist nicht nur der klassische enge Kern aus Eltern und Kindern. Heute gehören auch beispielsweise Angehörige dazu, die der Pflege bedürfen. Darum ist es uns als Arbeitgeberin für 1.300 Mitarbeitende wichtig, dass Beruf und Familie miteinander vereinbar sind.“

Die Problematik der Pflegereform betrifft nicht nur Jochen Springborn. In Deutschland sind rund fünf Millionen Menschen pflegebedürftig. Nur jeder fünfte von ihnen lebt in einem Heim. Dort liegen die durchschnittlichen Kosten pro Monat bei rund 2.500 Euro für einen Platz. Ähnlich hoch sei die Zuzahlung auch für Springborn: „In den letzten Jahren habe ich eine Viertelmillion aus eigener Tasche privat dazuzahlen müssen.“

Doch der Unterschied ist offensichtlich: Springborn zahlt zwar fast dasselbe, wie für einen Platz im Heim, aber zusätzlich zu seiner Ganztags-Stelle pflegt er an sieben Tagen seine Frau – unbezahlt. Springborn erklärte: „Das ist ein zweiter Vollzeitjob. Wenn ich etwas für mich unternehme, habe ich immer ein schlechtes Gewissen und denke – eigentlich wäre das gemeinsam viel schöner!“

Seine öffentlichen Auftritte machen vielen Mut. Springborn appelliert inzwischen an andere pflegende Angehörige: „Holt euch alle Hilfe, die ihr kriegen könnt! Das ist kein Zeichen von Schwäche. Nur wenn es mir als Angehörigem, als jemandem, der einen anderen pflegt, gut geht, kann ich gut für den anderen sorgen.“

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