Cottbuser Schüler*innen gedenken der Holocaust-Opfer

Anlässlich des Holocaust-Gedenktages am 27. Januar 2022 gedachten Schüler*innen des Evangelischen Gymnasiums Cottbus gemeinsam mit Schüler*innen der La Jolla Country Day School in San Diego (USA) der Holocaust-Opfer.  Seit Januar 2021 sind die beiden Schulen in dem Projekt „Making History Alive“ verbunden, ein Projekt der GenerationE und der Initiative Aufarbeitung Cottbus e.V..

Aus diesem Grund fand eine Live-Schaltung via Zoom statt: Die Jugendlichen trugen vor, was sie tun, damit die Verbrechen des Holocaust und die Geschichten der Opfer nicht in Vergessenheit geraten – nicht nur zum offiziellen Gedenktag, sondern während des ganzen Jahres in ihrem gemeinsamen Projekt und im Alltag. Einer der Nachfahren der Holocaust Überlebenden ist Steven Schindler, der zusammen mit Teilnehmer*innen des Projekts „Making History alive“ und den Schüler*innen beider Schulen das Projekt durchführt.

Butterfly-Projekt
Die Schüler*innen tun dies unter anderem mit ihrem „Butterfly Projekt“. 1,5 Millionen Keramik-Schmetterlinge sollen bemalt werden zur Erinnerung an die 1,5 Millionen Kinder und Jugendlichen, die im Holocaust ermordet wurden – das ist die Mission des „Butterfly Project“.

Seit das Projekt 2006 an einer Schule in San Diego (USA) auf den Weg gebracht wurde, sind weltweit schon rund 260 000 Schmetterlinge bemalt worden. Im August 2021 sind 56 weitere Schmetterlinge von den beiden neunten Klassen des Evangelischen Gymnasiums dazugekommen. Die Installation aus bunten Keramik-Schmetterlingen an der Fassade des Schulgebäudes ist ein sichtbares Zeichen zur Erinnerung an die Opfer des Holocaust.

Foto: Privat

Das Evangelische Gymnasium Cottbus war eine der ersten deutschen Schulen, die sich am „Butterfly Project“ beteiligten. Im Januar 2020 wurden die ersten Schmetterlinge, die von den damaligen Achtklässlern bemalt worden waren, an der Fassade des Schulgebäudes angebracht. Rabbi Walter Rothschild weihte damals die Fassade ein.

Foto: Privat

Die Schüler*innen im Alter von 14 bis 17 Jahren beschäftigen sich während des Projekts mit den konkreten Biografien von jungen Menschen, die den Holocaust nicht überlebt haben. Die Beteiligten erfahren so etwas über die Herkunft und das Schicksal des Kindes oder des Jugendlichen, für das oder den sie einen Schmetterling bemalen.

Lilli Krämer und Alma Schüttenhelm, zwei Zehntklässlerinnen des Evangelischen Gymnasiums, setzen sich im Rahmen des Projekts „Making History Alive“ intensiv mit dem Holocaust auseinander. Lilli hatte während ihres Praktikums eine Präsentation zur Geschichte des Antisemitismus erarbeitet, mit der sie die Neuntklässler ihrer Schule an das Thema heranführte.

Lernen aus der Geschichte
Aber auch Zoe, Klara, Lia, Antonia und Constantin kamen zu Wort und unterstrichen, wie wichtig ihnen die Gedenkarbeit ist, um an jedes einzelne Schicksal zu erinnern und dafür zu sorgen, dass dieses Verbrechen nie in Vergessenheit gerät. „Wir können die Vergangenheit nicht ungeschehen machen – aber wir können dafür sorgen, dass so etwas schlimmes wie der Holocaust niemals wieder vorkommt!“, meinte die 15-jährige Zoe aus Cottbus. „Denn schließlich sind wir die letzte Generation, die die Zeitzeugen noch live erleben können,“ ergänzte Alma.

Die Mitbegründerin des Butterfly-Projekts, Cheryl Rattner Price, betonte: „Keine Worte können das beschreiben, was ihr mit eurer Arbeit ausdrückt! Vielen Dank für euer Engagement!“

Gemeinsam die Zukunft gestalten
GenerationE wurde im Juli 2019 als Reaktion auf das große Interesse an Deutschlands erstem „Butterfly Project“ ins Leben gerufen. Nicole Nocon und Steven Schindler, die Gründer von generationE, hatten das „Butterfly Project“ im Januar 2019 an die Bewegte Grundschule in Cottbus gebracht, um Stevens Vater Max und dessen Familie zu gedenken, die am 28. Oktober 1938 im Zuge der so genannten „Polenaktion“, bei der in Deutschland lebende jüdische Polen das Land verlassen mussten, aus Cottbus vertrieben wurden.

„Making History Alive“ ist Teil des Programms „Jugend erinnert“ der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ (EVZ). Unterstützt vom Auswärtigen Amt fördert die Stiftung EVZ in diesem Programm internationale Jugendbegegnungen an Orten des NS-Unrechts.

Das Projekt „Making History Alive“ knüpft Verbindungen – zwischen Jugendlichen aus Deutschland, Tschechien und den USA und verbindet SchülerInnen unterschiedlicher kultureller Herkunft miteinander. Gemeinsam beschäftigen sie sich mit der Geschichte des Nationalsozialismus und den Biografien von Kindern und Jugendlichen, die Opfer des Holocaust wurden. Vor dem Hintergrund des Holocaust stellen sich die Jugendlichen die Fragen, wie es um Toleranz und Menschlichkeit in ihrer eigenen Gegenwart bestellt ist und was sie dazu beitragen können, damit sich dieses schreckliche Kapitel der Geschichte nicht wiederholt.

Abschließend dankte Steven Schindler allen Teilnehmenden, neben den Schüler*innen auch dem Schulleiter des Evangelischen Gymnasiums Kaspar Kaiser und dem betreuendem Lehrer Robert Hanschke, sowie dem Abgeordneten der Stadt Cottbus, Dr. Markus Niggemann, für ihre beeindruckende Arbeit und Unterstützung: „Ich freue mich, dass die Zusammenarbeit so fruchtbar und intensiv ist. Daher bin ich stolz darauf sagen zu können: Ich bin ein Cottbuser!“

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