Schulstiftung auf KI-Lernreise an der Neuen Grundschule Potsdam

Wie gelingt der Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Grundschulunterricht? Diese Frage stand im Zentrum einer Lernreise, zu der sich Ende Juni 2025 zwölf Teilnehmer*innen der Evangelischen Schulstiftung in der EKBO auf den Weg machten – darunter zahlreiche Schulleiter*innen sowie Sabine Schirop und Björn Nölte aus dem Schulreferat.

Ziel war die Neue Grundschule Potsdam, die mit ihrem innovativen Konzept zum digitalen Lernen bereits öffentlich Aufmerksamkeit erregt hatte. Schulleiterin Wenke Funke und ihr Team gaben den Gästen einen Einblick in ihren gelebten Schulalltag.

Ein Unterricht, der Eigenverantwortung und KI verbindet
Im Mittelpunkt der Lernreise stand eine 90-minütige Deutschstunde in einer vierten Klasse bei Kristin van der Meer. Der Unterricht verband analoge und digitale Elemente: Nach einem Einstieg mit Zeitschriftenartikeln auf Papier, analysierten die Schüler*innen ihre individuellen Fehlerschwerpunkte in Vergleichsarbeiten. Mithilfe von KI-Tools erstellten sie anschließend passgenaue Übungsformate, planten ihren Arbeitsblock inklusive Pausen selbst und wählten aus vielfältigen analogen und digitalen Lernmaterialien – von Büchern und Hilfstabellen bis zu Lernvideos, Chatbots oder digitalen Präsentationen.

Björn Nölte (1.v.r.) und Sabine Schirop (2.v.l.) mit den Teilnerhmer*innen der Lernreise. Foto: Privat

Trotzdem arbeiteten die Kinder nicht nur für sich: Sie verglichen ihre Zeitpläne, reflektierten gemeinsam ihre Ergebnisse und halfen sich gegenseitig. Besonders eindrücklich: Schüler*innen erklärten den erwachsenen Gästen ihr Vorgehen, reflektierten ihre Strategien – und eine Schülerin präsentierte spontan ihren Vortrag mit digitaler Unterstützung und bat die Besucher*innen um Feedback.

KI als Lern- und Sparringspartner
Schulreferent Björn Nölte erklärt: „Wir haben den Einsatz von KI in einer Grundschule erlebt. auf eine Weise, die ausgereift, alltagstauglich und zugleich inspirierend wirkte. Die Schüler*innen arbeiteten in einer ruhigen, konzentrierten und zugleich kommunikativen Atmosphäre.“ Dabei hätten sie die KI nicht blindlings genutzt, sondern kritisch reflektiert.

Die Schüler*innen verglichen nicht nur Ergebnisse unterschiedlicher Modelle, sondern verbesserten KI-Vorschläge auch selbstständig und nutzten die Technik als sinnvolle Ergänzung zum eigenen Denken.

Nölte meint: „Besonders beeindruckt hat mich eine Schülerin mit einem sonderpädagogischen Förderbedarf, die uns erklärte, wie ihr strukturierte Aufgaben und klare Feedbackschleifen durch KI beim Lernen helfen würden.“

Einsatz von KI von Anfang an
Das alles geschieht an einer Schule, in der seit der ersten Klasse  iPads und digitale Werkzeuge selbstverständliche Begleiter sind – nicht als Ersatz, sondern als Ergänzung zu Büchern, Stiften und Gesprächen.

In Klasse 5 und 6 reduziert sich durch Peer-Feedback und den gezielten KI-Einsatz bereits spürbar die Korrekturlast der Lehrkräfte. Eltern werden in Workshops zu digitalen Themen eingebunden, und sogenannte iPad-Pilotinnen unter den Schüler*innen unterstützen das Kollegium. Eigenverantwortung ist dabei nicht nur ein pädagogisches Prinzip im Unterricht – sondern auch in der Schulorganisation: Thematische Teams der Lehrkräfte arbeiten mit einem hohen Maß an Autonomie.

Schulreferent Björn Nölte fasst zusammen: „Was wir an der Neuen Grundschule Potsdam gesehen haben, war keine Show, kein Ausnahmezustand – sondern eine durchdachte, gelebte pädagogische Praxis. Sie zeigt, wie KI im Grundschulbereich sinnvoll eingesetzt werden kann, ohne Überforderung, ohne Technikgläubigkeit – aber mit viel Neugier, Reflexion und Vertrauen in die Lernfähigkeit junger Menschen.“

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