Sieben Diversity-Schulcoaches ausgebildet
Mitte März endete die erste Qualifizierung von sieben Teilnehmer*innen zum „Diversity-Schulcoach“ der Evangelischen Schulstiftung in der EKBO. In insgesamt sechs Modulen setzten sich die Pädagog*innen aus fünf Stiftungsschulen mit sexueller und geschlechtlicher Vielfalt, Liebe und Körpererfahrung in der Schule auseinander. Die Qualifizierung endete mit einer Präsentation und die Teilnehmer*innen aus Buch, Köpenick, Neuruppin, Schönefeld und Steglitz erhielten ein Zertifikat.
Grundlage für die Ausbildungsreihe ist eine Schüler*innen-Befragung von 2019, aus der hervorging, dass 21 Prozent der Schüler*innen der Stiftungsfamilie sich als „nicht-heterosexuell“ ansehen oder festlegen wollen. Außerdem ergab die Umfrage, dass sie sich mehr Sichtbarkeit des Themas in der Schule wünschen.
Bei dem Abschlussmodul berichteten die neuen Coaches, was sie bereits an ihren Schulen umsetzen konnten und was sie zukünftig planen. So richtete die Evangelische Schule Steglitz eine All-Gender-Toilette ein und die Evangelische Schule Buch wird ein Unterrichtsmodel entwickeln, um das Thema angemessen in den Klassenstufen vermitteln zu können. In Neuruppin soll es künftig ein extra Beratungsangebot durch die beiden neuen Coaches geben. Außerdem wollen sie ein Programm entwickeln, zum Thema sexuelle Orientierung, mit dem sie die Sekundarstufe erreichen. Die Evangelische Schule Schönefeld wird die Schüler*innen-Befragung von 2019 nochmal durchführen, um den heutigen Prozentsatz der Schüler*innen zu ermitteln, die sich als nicht heterosexuell definieren.
Außerdem berichteten alle Lehrkräfte, dass das Thema sexuelle und geschlechtliche Vielfalt nicht in Schulbüchern auftauche. Anfragen bei Schulbuchverlagen hätten ergaben, dass diese einen Umsatzeinbruch befürchten würden und das Thema deshalb nicht mit aufnehmen wollten. Deshalb überlegen die Lehrkräfte, wie man das Thema im normalen Fachunterricht integrieren kann. Im Rahmenlehrplan ist es als Querschnittsthema mit vorgegeben – wird aber häufig nicht umgesetzt.
Der Leiter der Fort- und Weiterbildungsabteilung, Rainer Gronen, erklärt: „Ich freue mich, dass nun die ersten sieben Ansprechpartner*innen für das Thema sexuelle Vielfalt an unseren Stiftungsschulen aktiv werden können. Die Diversity-Schulcoaches sind mit ihrem Wissen, ihren neuen Perspektiven und ihrem starken Netzwerk die Experten für das Thema vor Ort. Künftig werden sie uns unterstützen, unsere Schulkultur noch diskriminierungsfreier und wertschätzender zu gestalten!“
Bei der Abschlusspräsentation hielt eine Neuntklässlerin aus der Evangelischen Schule Köpenick einen Vortrag zum Thema „Orgasmus“, als Beispiel wie sich im Biologieunterricht das Thema sexuelle Vielfalt abbilden ließe. Zum Ende hielt der Politologe Karsten Schubert von der Humboldt Universität zu Berlin einen Vortrag zur Frage: „Brauchen wir Identitätspolitik in der Schule?“.
Die nächste Qualifizierung zum „Diversity-Schulcoach“ startet voraussichtlich im Herbst 2025. Anmeldungen sind über die Fortbildungsseite der Evangelischen Schulstiftung in der EKBO ab Mai möglich.
Alle Bilder: Lukas Oertel