Tag der Architektur in der Evangelischen Grundschule Zehlendorf
An der Ludwigsfelder Straße entstand in nur zwei Jahren Bauzeit eine zweizügige Grundschule mit Theaterraum, Spiel-Bibliotheks-Landschaft und Öko-Schulgarten. Offene Räume zum Lernen, viel Licht und mehrfunktionale Möbel prägen den Neubau, der für eine einmalige Lernatmosphäre für die Schule der Zukunft steht.
Das Berliner Architekturbüro Bollinger + Fehlig hat das neue Schulgebäude entworfen. Die verantwortliche Projektleiterin Eva Gubalke führte am „Tag der Architektur“ eine Gruppe von ca. 50 Interessierten durch die Schule und erläuterte das Konzept: „Kern des Entwurfs ist eine offene, multifunktionale Halle als „Herz der Schule“, die sich zum Garten hin öffnet. Der teilmöblierte Raum soll als Bibliothek, Lernraum und für die theaterpädagogische Arbeit genutzt werden: Es ist das verbindende Element aller drei Lernhäuser, die sich in der Etage darüber befinden.“
Im unteren Bereich befindet sich der sogenannte „Werkstattbereich“ mit Theaterraum, Musik, Kunst und Naturwissenschaften mit Übergang zum Ökogarten. In den Lernhäusern im Obergeschoss sind jeweils vier Klassenräume um ein zentrales Lernatelier gruppiert. Je zwei Klassen werden hier gemeinsam an Projekten lernen und arbeiten. Digitale Medien und die Gartenarbeit im Ökogarten, zu dem auch eine Freiküche gehört, vervollständigen das Konzept.
Ein spezielles Lichtkonzept ermöglicht, dass auch die nach Westen ausgerichteten Lernräume am Morgen genügend Tageslicht erhalten: Die drei Lernhäuser sind jeweils um einen halben Giebel versetzt. Durch den Verschnitt der Giebel kommt das Morgenlicht auch in den Lernräumen an.
Zur Vorgabe des Bauherrn gehörte es, ein überschaubares Budget nicht zu überschreiten. Dieser Umstand veranlasste Architekten dazu, bestimmte Materialien naturbelassen zu verwenden und auch auf aufwendige Verschalungen zu verzichten. So bietet sich beim Eintreten in das Gebäude zunächst ein schlichtes Bild: Die Wände sind aus unverputzten Naturbeton, an den Decken hängen Naturholzfaserplatten einfach von der Decke herunter – auch hier wurde auf das Einziehen einer zusätzlichen Decke verzichtet – das spart Kosten, Materialen, nutzt der Umwelt und verleiht dem unteren Bereich zudem einen Werkstattcharakter, der auch zum pädagogischen Konzept passt.
Nachhaltigkeit und Selbstwirksamkeit sind von Anfang an auch Teil des architektonischen Konzepts.
Die Decken im Obergeschoß bestehen aus Holzbalken. Auch dies ermöglicht eine deutliche Kosteneinsparung: „Wir haben schon relativ früh festgestellt, dass ein Holzbalkendach günstiger ist als ein Stahl-Beton-Dach. Das ist wohl die beste Kosteneinsparmaßnahme, die die Schule haben konnte“, so Gubalke. Ein besonderes Sicherungs-Belüftungssystem sorgt außerdem dafür, dass selbst nachts gelüftet werden kann. Das Dach ist eine Gründach, auf dem sich eine Bienenweide befindet.
Durch die Abwechslung von Naturbeton und Holzbalken ist das Raumklima zudem selbst im Hochsommer angenehm.
Das Energiekonzept ist regenerativ. Zwei riesige Luftwärmepumpen versorgen das Gebäude. Eine zusätzliche Gastherme steht für den Notfall im Winter bei Spitzenlasten ebenfalls bereit.
Einen wichtigen Teil nimmt das Farbkonzept der Schule ein: Während in den Lern- und Fachräumen die beruhigenden Farben Grün und Blau überwiegen, ist der untere Bereich, das „Herzstück“, in aktivierenden Rottönen gehalten. Die beiden komplementären Farben finden sich auch jeweils in den Außenfassaden wieder.
Wichtig für das Konzept, gerade im Hinblick auf das Kinderschutzkonzept, war zudem die Transparenz der Räume: Jeder Klassenraum hat ein kleines Sichtfenster hinaus zum Gang, damit alles sichtbar bleibt, was in den geschlossenen Räumen passiert. Viele kleine Räume wechseln sich ab: Durch das Raumkonzept soll das selbstständige Lernen der Kinder gefördert werden.
Eine weitere Besonderheit bietet der „Raum der Stille“, der durch mehrere Vorhänge im Kreis angeordnet, je nach Bedarf, den Raum für 24 Schüler*innen freigibt oder aber zum Zurückziehen in einen Vorhangraum einlädt.
Der sehr strikte Bebauungsplan war für die Architekten eine Herausforderung: Das Grundstück ist sehr schmal und ohne Keller. Den Architekten gelang es aber durch einen leichten Knick im Schulbau einen kleinen öffentlichen Vorplatz zu schaffen, wodurch auch zwei alte Eichen erhalten bleiben konnten. Die Schule hat dadurch einen sicheren Willkommensort, da der Eingang an der straßenabgewandten Seite liegt.
Auch das Brandschutzkonzept ist ein besonderes: Alle Bereiche sind als einzelne Cluster mit jeweils zwei Rettungswegen versehen. Dies ermöglicht, dass weder die Möbel noch die Materialen in der Schule extra brandsicher sein müssen – anders als in den anderen Schulen.
Künftig werden auf den rund 3000 Quadratmetern Nutzfläche bis zu 300 Schüler lernen.
Die neue Schulleiterin Yvonne Barckhausen meint: „Ich freue mich sehr, dass wir ab August in diesen schönen Neubau umziehen können. Die Kinder sind schon sehr gespannt: Hier können sie technisch, kreativ oder handwerklich auf verschiedenste Weise ihre Potenziale entdecken und entfalten.“
Auch von außen wird bald sichtbar sein, dass es sich hier um einen besonderen Lernort handelt. Der Bauherr hatte dazu einen Wettbewerb „Kunst am Bau“ ausgeschrieben: Von außen und aus der Ferne soll erkennbar sein, um welchen Ort es sich hier handelt. Die Fassadenbemalung hat gerade begonnen: Es ist ein biblisches Motiv von der Arche Noah – die Friedenstaube mit einem Ölzweig im Schnabel.
In einem Übergangsquartier starteten bereits im August 2022 die beiden ersten Klassen, knapp zwei Kilometer entfernt, in der Andreezeile. Pünktlich zum neuen Schuljahr 2023/ 24 können die Grundschüler*innen in den Neubau einziehen. Die Evangelische Grundschule Zehlendorf ist eine offene Ganztagsschule. Hier werden zu Beginn des neuen Schuljahre 140 Kinder in altershomogenen Klassen lernen. Bauherr der Schule ist der Evangelische Kirchenkreis Teltow-Zehlendorf, der auch das Grundstück zur Verfügung stellt. Träger der neuen Schule ist die Evangelische Schulstiftung in der EKBO, die bereits 32 Schulen in der Region Berlin-Brandenburg betreibt. Die Grundschule ist die 33. Schule der Evangelischen Schulstiftung in der EKBO, die bereits an 24 Orten vertreten ist.