Visionen für das System Schule

Vom 10. bis 12. November 2021 lud das Forum Bildung Digitalisierung zum sechsten Mal in Folge zur Konferenz Bildung Digitalisierung ein. Die Leitkonferenz für gute Schule in der digitalen Welt im deutschsprachigen Raum macht Best Practices sicht- und erlebbar, bietet den Akteuren eine Plattform für Austausch und Vernetzung und setzt entscheidende Impulse für die Transformation von Bildung in der Kultur der Digitalität.

Anlässlich des Mottos „IN PROGRESS – Visionen für das System Schule“ gab es verschiedene Denkanstöße zum Gelingen der digitalen Transformation im schulischen Bildungsbereich, die vor und während der Konferenz zur Diskussion und Auseinandersetzung für zukünftige Entwicklungen anregen sollen.

Einer der Denkanstöße kam vom Schulreferenten der Evangelischen Schulstiftung in der EKBO, Björn Nölte, sowie von der pädagogischen Assistentin des Vorstandes, Katja Kleiber, zum Thema „Neue Prüfungskultur“.

In seinem neuen Buch „Schule ohne Noten“, das Björn Nölte zusammen mit dem Schweizer Philippe Wampfler geschrieben hat, geht es darum, neue Wege im Umgang mit Lernen und Leistung zu gehen. Unter anderen werden zehn Mythen zur Bedeutung von Noten entkräftigt, wie z.B., dass Schüler*innen ohne Noten nicht lernen würden, da nur Noten sie motivieren.

Björn Nölte weist darauf hin, dass er schon längst alternative und erfolgreiche Methoden gibt, die diesen Mythos widerlegen. So erhalten zum Beispiel in der Evangelischen Schule Berlin Zentrum die Schüler*innen erst ab Klasse 9 (2. Halbjahr) Noten. Doch der Abiturdurchschnitt von 1,9 kann sich ohne weiteres mit den Abschlüssen der Berliner Elite-Gymnasien messen. Das Konzept der ESBZ setzt viel auf Eigenständigkeit und Verschiedenheit des Einzelnen. Jeder ist anders und jede lernt anders, daher werden verschiedene Lernangebote für die Schüler*innen eröffnet. Dazu gehören zum Beispiel, dass das Arbeitspensum und Lerntempo von den Schüler*innen selbst bestimmt wird. Lehrer*innen begleiten vor allem, sie leiten an. Es wird viel in Lerngruppen gearbeitet. Die Schüler*innen können sich gegenseitig helfen.  Klausuren können teilweise durch kreative Ersatzleistungen ersetzt werden.

Auch in Nordrhein-Westfalen probiert man neue Formate aus. Dort gibt es Schulen, in denen in jedem Fach ein alternativer Leistungsnachweis verpflichtend ist. Das findet der Schulreferent richtig und wichtig. Und gerade hier ermöglicht die Digitalität neue Horizonte, die es auszuschöpfen gilt.  

Genau darum geht es in der neuen Lern- und Prüfungskultur: Dass die jungen Menschen zu eigenständigen, kreativen Persönlichkeiten heranwachsen und nicht nur in ein Notenraster gepresst und danach beurteilt werden. Hier geht es um Kompetenzentwicklung. Statt Noten braucht es dazu vielmehr Lerndialoge, Feedbacks und Kompetenznachweise.

Ohne die vier großen Kompetenzen: Kommunikation, Kollaboration, Kreativität und kritisches Denken geht es in einer zeitgemäßen Bildung nicht mehr. Und das muss sich in der Schulentwicklung des 21. Jahrhunderts auch abbilden. Davon ist Björn Nölte überzeugt: „Nicht Noten formen den jungen Menschen, sondern seine Kompetenzen.“

Und genau auf diese Kompetenzen setzen immer mehr die Arbeitgeber. Katja Kleiber ist über Xing rekrutiert worden, weil ihr Profil zu den Vorstellungen ihres Arbeitgebers passte. Hier zählen nicht nur Abschlussnoten, sondern der ganze Mensch wird hinsichtlich seiner beruflichen sowie außerberuflichen Erfahrungen betrachtet.

Im Nachhinein findet sie diese proaktive Methode ihres neuen Arbeitgebers genau die richtige: „Der Aufwand ist zwar höher, aber er lohnt sich, weil er nachhaltig ist: Das Matching ist einfach besser, wenn auf den ganzen Menschen geschaut wird und nicht ausschließlich die Noten ausschlaggebend sind für den neuen Job.“   

Und so lohnt es sich auch bei der Pädagog*innenauswahl genau hinzuschauen. Dafür hat die Evangelische Schulstiftung in der EKBO speziell einen eigenen Recruiter, der schaut, welches Persönlichkeitsprofil zu welcher Schule passen könnte. Und es gibt Fälle, in denen Zusatzqualifikationen wichtiger sind als Noten.

Deshalb ist eine neue Lern- und Prüfungskultur vonnöten: Erwerben Schüler*innen gleich von Beginn an die notwendigen Kompetenzen – dann können sie selbstbewusst in die Berufswelt gehen und mit so viel mehr punkten – als nur mit Noten.  

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