Evangelisches Gymnasium zum Grauen Kloster feiert 450 Jahre Schultradition im Berliner Dom
Mit einem Festgottesdienst feierten das Evangelische Gymnasium zum Grauen Kloster das Jubiläum des vor 450 Jahren gegründeten Berlinischen Gymnasiums zum Grauen Kloster. Dessen humanistisch-altsprachliche Tradition lebt bis heute weiter an dem neuen Standort in Berlin-Schmargendorf. Das dort beheimatete Evangelische Gymnasium zum Grauen Kloster in Trägerschaft der Evangelischen Schulstiftung in der EKBO feiert in diesem Jahr ebenfalls sein 75-jähriges Bestehen. Schulpfarrerin Susanne Dannenmann hatte den Gottesdienst maßgeblich gestaltet, organisatorisch unterstützt vom stellvertretenden Schulleiter Matthias Finke, der Musikfachleiterin Sabine Heppner, den Musiklehrer*innen Annika Thürigen, Christine Barrett und Frank Nussbaumer-Riedel sowie mehr als 100 Schüler*innen.
Landesbischof Dr. Christian Stäblein hielt die Predigt im Festgottesdienst vor den rund 1.000 geladenen Gästen – darunter heutige und damalige Schüler*innen. Der Bischof bezog sich auf den Bibeltext aus Prediger 3,1 „Ein jegliches hat seine Zeit“ und sagte: „Alles hat seine Zeit. Bilden und sich etwas einbilden, vor allem klüger werden und lernen, wieder und wieder andere werden, darauf kommt es an.“ Dabei sei Erfolg kein zweiter Name Gottes: „Ihr seid fantastisch, nicht weil ihr einen super Notendurchschnitt beim Abi habt, sondern, weil ihr jeden achtet und niemand verloren gebt.“
Die Schüler*innen und Lehrer*innen des Evangelischen Gymnasiums zum Grauen Kloster gestalteten den Gottesdienst mit zahlreichen Musik- und Theaterbeiträgen, von „Time is fleeting“ und dem „Time Warp“ aus dem Musical „Rocky-Horror-Picture-Show“, über einen Jubiläumsmarsch vorgetragen vom Schul-Blasorchester, dem sogenannten „Klosterblech“, bis zur Cantate Domino von Johann Crüger, einem ehemaligen Klosteraner.
Einen der Höhepunkte bildete ein durch alle Zeiten fassendes Klassentreffen, bei dem historische Personen und die heutigen Schüler*innen ins Gespräch kamen. Den Beginn machte „Bruder Peter“, der letzte Franziskaner-Mönch des ehemaligen Klosters, der 1671 starb. Schulleiterin Dr. Anette Martinez Moreno beantwortete in der ordenstypischen, grau-braunen Mönchskutte, die Fragen der Schüler*innen. Auf den Tod des letzten Franziskaners folgte am Margaretentag, dem 13. Juli 1574, die Gründung des Berlinischen Gymnasiums durch Kurfürst Joachim Georg
Als dieser „als Besucher aus der Gruft“ erscheint, merken die Schüler*innen an, dass er zwar ein humanistisches Gymnasium gegründet, aber zugleich grausame Verfolgung von Juden und deren vollständige Ausweisung aus der Mark Brandenburg zu verantworten gehabt habe. Weitere historisch Bedeutsame Personen treten auf, wie „Quacksalber“ Leonard Thurneyßer, Arzt, Apotheker und Drucker, der in einigen Räumen des verlassenen Klosters wirkte. Sigismund Streit, der 1697 seine Laufbahn als „Klosteraner“ begann und als vermögender Kaufmann seine Gemälde-Sammlungen der ehemaligen Schule vermachte, die die Streitsche Stiftung bis heute verwahrt. Otto von Bismarck, der spätere Reichskanzler, hat ebenso seinen Auftritt und muss sich für seine „Franzosenhetze“ rügen lassen. Erinnert wurde auch an besondere Lehrer und Schulleiter, wie Johann Joachim Bellermann, der den Musikunterricht für alle einführte, oder Friedrich Schleiermacher, Philologe und Theologe, der mit Bellermann, zur Gründergeneration der Berlinischen Universität gehörte, oder Arnold Reimann, der das Graue Kloster für Mädchen öffnete.
Berlins Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch verwies in ihrem Grußwort darauf, dass es in Berlin nicht oft vorkäme, ein 450-jähriges Jubiläum zu feiern: „Diese Stadt richtet ihren Blick mehr in die Zukunft als in die Vergangenheit. – Aber genau deshalb sind Traditionen und eine lange Geschichte so wichtig – denn sie schaffen ein stabiles Fundament für den Blick nach vorne, sie bieten Orientierung, sie geben Halt.“ Die Senatorin beglückwünschte und dankte dem Evangelischen Gymnasium zum Grauen Kloster, dass es diese Tradition seit 75 Jahren wachhalte: „Diesen Dank darf ich Ihnen im Namen des gesamten Senats von Berlin übermitteln. Und als Bildungssenatorin sage ich voller Überzeugung: Ohne Ihre Schule, ohne Ihr Lehrerkollegium, ohne Ihre Schüler, ohne Ihre Alumni wäre unsere Stadt ärmer!“
Der Vorstandsvorsitzende ergänzte in seinem, krankheitsbedingt von Schulreferentin Christine Teske vorgetragenen, Grußwort: „Das Evangelische Gymnasium zum Grauen Kloster steht für 75 Jahre evangelische Bildungstradition, die den ganzen Menschen in den Blick nimmt, die Nächstenliebe, Toleranz, Gemeinschaftssinn und die Bereitschaft, in dieser Gesellschaft Verantwortung zu übernehmen, fördert. Das alles ist die Grundlage für ein friedliches, ein demokratisches Miteinander. Für ein wertschätzendes und inklusives Miteinander – unabhängig von Herkunft, Religion, Kultur oder Geschlecht! Dass eine Schule ihren Absolvent*innen diese wichtigen Werte vermitteln kann, dafür steht das Evangelische Gymnasium zum Grauen Kloster.“
Dr. Georg Dybe, Vorsitzender des Vereins der ehemaligen Klosteraner und der Stiftung Berlinisches Gymnasium zum Grauen Kloster, wiederholte den Leitspruch „Einmal Klosteraner, immer Klosteraner“, einen Spruch, der an die gute Tradition erinnern würde, sich seiner alten Schule nicht nur voll Dankbarkeit zu erinnern, sondern auch etwas zurückzugeben: „Wir verstehen uns als aktiver Teil der Schulgemeinschaft“, betonte Dybe.
Die Schulleiterin Dr. Annette Martinez Moreno meint: „Ich danke allen Kolleg*innen, die diesen wunderbaren und abwechslungsreichen Festgottesdienst vorbereitet und gestaltet haben, insbesondere unserer Schulpfarrerin Susanne Dannenmann. Sie führte nicht nur gekonnt durch den Gottesdienst, sie hatte auch die Ideen für die Theater-Anspiele und Texte. Auch unsere Kolleg*innen aus dem Fachbereich Musik, allen voran Frau Heppner und Frau Thürigen von den Vocalinos sowie Herrn Finke, Herrn Bullan und Herrn Becker, danke ich für ihre tatkräftige Unterstützung. Sie alle und unsere Schüler*innen haben dazu beigetragen, dies 450-Jährige Jubiläum zu etwas einmaligen und unverwechselbaren zu machen!
Das Evangelische Gymnasium zum Grauen Kloster ist eine der sechs ältesten Schulen der Evangelischen Schulstiftung in der EKBO in Berlin. Am 10. Oktober 2024 feiert es sein 75-jähriges Jubiläum mit einem Festgottesdienst in der Glaubenskirche. Im Jahr des Doppeljubiläums 2024 finden und fanden zahlreiche weitere Veranstaltungen statt.