Freie Schulen Berlins demonstrierten auf dem Potsdamer Platz

Mehr als 300 Eltern, Schüler*innen, Lehrkräfte und Träger freier Schulen – darunter die Evangelische Schulstiftung in der EKBO – haben am 3. Juli 2025 auf dem Potsdamer Platz protestiert. Unter dem Motto „MIT UNS GEHT MEHR! GERECHTIGKEIT FÜR FREIE SCHULEN!“ machten sie ihrem Unmut über das politische Verzögern Luft: Der von der Berliner Koalition versprochene Gesetzentwurf zur Neuregelung der Finanzierung freier Schulen liegt weiterhin nicht vor – trotz monatelanger Abstimmungen und klarer Zusagen.

Frank Olie, Vorstandsvorsitzender der EKBO-Schulstiftung spricht auf der Kundgebung. Foto: Lisa Depenbrock

Der Vorstandsvorsitzende der Evangelischen Schulstiftung in der EKBO, Frank Olie, war einer der Redner auf der Kundgebung und erinnerte daran, dass die Freien Schulen heute zum dritten Mal protestieren würden: „Mit unserem ersten Protest vor zwei Jahren, haben wir erreicht, dass die Stichtagregelung gekippt wurde, mit dem zweiten eine Zusage, dass es ein neues Finanzierungsmodell geben solle.“ Doch diese Neuregelung stehe bis heute aus. Olie rechnete hoch: „Sage und schreibe 280 Millionen Euro pro Jahr spart der Staat an den rund 40.000 Schülerinnen und Schülern der freien allgemeinbildenden Schulen. Sie erhalten keinen Cent für Sozialarbeit und Sachkosten wie Mieten, Instandhaltung und Betrieb, Reinigung, Digitalisierung oder IT. Wir fordern: Stattet die freien Schulen finanziell endlich angemessen aus.“

 

Mehr als 300 Teilnehmer*innen demonstrieren für die Gleichbehandlung der Freien Schulen. Foto: AGFS, Birte Wuermeling

Die 250 freien allgemein- und berufsbildenden Schulen seien eine tragende Stütze des Berliner Schulsystems – würden aber finanziell immer noch schlechter gestellt, bestätigte Frank Olie: „Im Jahr 2024 hat das Land für einen öffentlichen Schulplatz durchschnittlich 14.000 Euro ausgegeben. Freie Schulen erhielten im gleichen Zeitraum aber nur rund 7.000 Euro pro Schulplatz. Diese Lücke beträgt teilweise mehr als 50 Prozent!“

Prof. Barbara John, Ehrenvorsitzende des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Berlin, betonte: „Berlin hat zu wenig Lehrer, Schulplätze fehlen. Die Freien Schulen hätten die Kraft, beide Missstände anzugehen“. Allerdings müsse das Land das auch wollen und seinen Kurs ändern. „Die Koalition aus CDU und SPD hat den freien Schulen versprochen, die finanzielle Kluft zwischen der Finanzierung der staatlichen und den freien Schulen so schnell wie möglich zu mindern. Doch das Versprechen wurde bisher nicht gehalten. Es gibt bis heute keinen Gesetzentwurf. Damit ist die Existenz gerade der freien Schulen gefährdet, die viele Kinder aufgenommen haben und die noch mehr Kinder aufnehmen wollen – und dies auch platzmäßig könnten – auch aus Familien mit kleinem Portemonnaie.“

Schulsenatorin Katharina Günther-Wünsch und die bildungspolitische Sprecherin der SPD, Maja Lasic, waren eingeladen, vor Ort Stellung zu nehmen – aufgrund von Terminen jedoch beide verhindert. Freie Schulen sind aus der Berliner Bildungslandschaft nicht wegzudenken, hat die Senatorin stets betont. Dass sie jahrelang finanzielle Einbußen hinnehmen mussten, sei ihr bewusst. Die aktuelle Gesetzesnovelle biete die Chance, freie Schulen zu stärken. Konkrete Antworten der Koalition liegen jedoch bis heute nicht vor. 

Das fordern die freien Schulen:

  1. Aushandlung einer neuen und zeitgemäßen Finanzierung,
  2. Abschaffung der zusätzlichen Restriktionen für die beruflichen Schulen,
  3. dauerhafte Erhöhung der Finanzierung im Ostteil der Stadt auf das Niveau des Westteils
  4. faire Finanzierung für Sach- und Betriebskosten, Sonderpädagogik, Sozialarbeit, Familien mit Transferbezug sowie Fort- und Weiterbildung.

Über die AGFS:

Die Arbeitsgemeinschaft Freier Schulen Berlin (AGFS) ist der freiwillige Zusammenschluss der Verbände und Träger von Bildungseinrichtungen in freier Trägerschaft. Die AGFS vertritt die Interessen der insgesamt 171 allgemeinbildenden Schulen mit rund 41.000 Schüler*innen  und die der 70 beruflichen Schulen mit zusätzlich 14.000 Schüler*innen sowie die sieben Verbände der nicht-staatlichen Schulen in Berlin. Die Evangelische Schulstiftung in der EKBO und ihr Vorstandsvorsitzender Frank Olie gehören seit Gründung zum Steuerkreis des Interessenbündnisses.

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